Jessicas Rede auf der Anti-AfD-Kundgebung

Liebe FreundInnen, liebe ReutlingerInnen,
ich freue mich, dass so viele heute hier sind, um das klare Zeichen zu setzen, dass die AfD in Reutlingen unerwünscht ist. Sie konnte noch keine einzige Veranstaltung in Reutlingen vollziehen, ohne unseren begleitenden lautstarken Protest – und das ist gut so!
Wer das gesellschaftliche Klima mit menschenverachtendem Gepöbel vergiftet, wer für jedes gesellschaftliche Problem fälschlicherweise die Migration verantwortlich macht, wer versucht mit Vorsatz Hass zu schüren, der wird sich von uns wieder und wieder anhören müssen, dass er nicht
willkommen ist!
Auch im Bundestag ist die AfD kaum zu ertragen. Es ist nicht nur der fremdenfeindliche Inhalt ihrer Worte. Sie lassen mit ihrem höhnischen Gelächter, ihrem störenden Gehabe, ihren aggressiven und permanenten Zwischenrufen jede Umgangskultur und jedes Benehmen vermissen.
Ich frage mich daher, welche Kultur und welche Werte es sein sollen, die die AfD hier vorgibt zu verteidigen.
Sie geniert sich nicht einmal, sich zur Verteidigerin von Frauenrechten aufzuschwingen, die gegen geflüchtete Männer und den Islam geschützt werden müssten. Dabei ist sie es selbst, die ein gestriges Frauenbild vorantreibt, das die Frau zurück an Heim und Herd verfrachten soll. Nicht mit uns!


In Wahrheit müssen die Werte der Demokratie, Gleichstellung und des sozialen Zusammenhalts gegen die AfD verteidigt werden.
Es geht ihr nicht um den so genannten „kleinen Mann“, was sie glauben machen möchte.
Das Wirtschaftsprogramm der AfD ist zutiefst neoliberal, fordert weitere Privatisierungen und lehnt eine stärkere Besteuerung von Superreichen ab.
Die AfD stellt sich vehement gegen öffentlichen Wohnungsbau und jede Regulierung von Mieten.
Was den Menschen das Leben heute schon schwer genug macht, wollen die noch vorantreiben und verschärfen!
Wenn es im Bundestag um die Sanktionen bei Hartz IV geht oder um Massenentlassungen bei profitablen Unternehmen – dann steht die AfD niemals an der Seite der Menschen, die endlich von der Politik geschützt werden müssen – sondern sie zeigt sich wirtschaftsdevot und steht stramm an der Seite des Kapitals. Die AfD missbraucht auf schändliche Weise die sozialen Missstände, die mit den Nährboden für ihren Einzug in die Landtage und in den Bundestag bereitet haben. Sie will sie auch nicht beseitigen.
Die AfD braucht das alles für ihre Stimmungsmache gegen Flüchtlinge und Muslime. Die Höckes, Gaulands und Weidels missbrauchen ihre Mandate, um rechtsextremes Gedankengut wieder aussprechbar zu machen.
Aber weder geflüchtete oder muslimische Menschen sind es, die uns bedrohen, sondern der fahrlässige Sozialstaatsabbau der vergangenen Jahrzehnte.
Die Bedrohung heißt Altersarmut, sie heißt Wohnungsnot und Niedriglöhne, ungerechte Verteilung der Vermögen. Sie heißt Aufrüstung für Abermilliarden und sie heißt Rassismus. Gegen diese Missstände müssen wir eintreten und den Menschen zeigen, dass ihre realen Probleme in der politischen Debatte, außerparlamentarisch und in den Parlamenten, wieder eine ernsthafte Rolle spielen. Die AfD hat kein einziges vernünftiges Angebot für sie.
Wer gegen Gruppen von Menschen mit Hass und Hetze Politik betreibt, wird es bald auch gegen weitere tun.
Gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Herabwürdigungen von Personengruppen muss immer auch heißen gegen soziale Spaltung.
Denn in einer sozial gerechten Gesellschaft haben rechtsextreme Kräfte keine Angriffsfläche und keine Sündenböcke, die angeblich Schuld am Leid anderer sind. Deshalb ist es so wichtig, dass heute von uns das unmissverständliche Signal ausgeht, dass Solidarität und nicht Spaltung die Grundlage unseres Zusammenlebens bildet und, dass wir entschlossen
für diese solidarische Gesellschaft einstehen. Die AfD hat in ihr keinen Platz!

Alle Redebeiträge auf der Kundgebung:
https://rosa-reutlingen.de/2019/02/11/redebeitraege-der-kundgebung-am-08-02-in-reutlingen/

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