Karl Heinz Bischofs Rede bei der VVN-Gedenkfeier

Bei der VVN/BdA-Gedenkfeier am 25.11.2018 auf dem Reutlinger Friedhof unter den Linden sprach Karl Heinz Bischof für DIE LINKE:

Der Volkstrauertag geht zurück auf das Jahr 1919 und sollte an die Toten des 1.Weltkriegs erinnern. Inzwischen gedenken wir jedes Jahr aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Im Gedenken an Vergangenes ist das Besinnen auf das Gegenwärtige und der Blick auf Künftiges fast so etwas wie eine Lebensweisheit! Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus ist die aus bitterer Erfahrung entstandene Losung, die uns mitgegeben wurde. Was machen wir daraus?
Ich erinnere dabei an einen Begriff. Wer in Deutschland z. B. Heimat sagt, stößt bei Linken oft auf Unbehagen. Für mich selber war das, fast ein Leben lang, ein Begriff des Kleinbürgertums und irgenwie tabu. Und heute frage ich mich – warum eigentlich? Heimat betrifft uns doch alle! Und neuerdings komme ich zu der Auffassung, dass man den Begriff nicht den Pegidisten, Identitären und überhaupt den Rechten überlassen darf!

Und der Blick auf Künftiges? Wie werden wir lernen mit dem Überwachungskapitalismus umzugehen? Intensiver Austausch wird nötig sein – zwischen allen in der Gesellschaft! Wir müssen darauf gefaßt sein, dass die nächste Dekade im Zeitraffertempo an uns vorbei und wir mit durch die Entwicklung rauschen werden! Was zu tun bleibt? Ein Blick voraus – Was erwartet uns?
Ein Szenario, das Shoshana Zuboff, den Überwachungskapitalismus nennt! Google, Facebook, Amazon – werden sie es schaffen, uns zu ihren neuzeitlichen Sklaven , im übertragenen Sinn, zu verwandeln?
Das, was Google, Facebook, Amazon und andere anstreben ist die Verfügungsgewalt über unsere Daten, mit denen sie unvorstellbare ökonomische Macht anhäufen!
Wir haben ihnen die Kontrolle überlassen und dies ist ein Appell an uns, ich appelliere an alle, an diejenigen von uns, die sich in den digitalen Medien bewegen – aber vor allem an die Politik, an die Gesellschaft – uns diese Kontrolle zurückzuholen! Möglicherweise
sind wir aber alle auch schon so abgestumpft und bemerken gar nicht mehr, welcher Wandel der kapitalistischen Methoden sich hier bemerkbar macht, dass wir diesen Wandel so ungerührt hinnehmen!
Facebook wird uns als Zerstreuung, als Fenster zur Welt angepriesen – es ist ein Problem – ein Schwachsinn! Der Algorithmus der Facebook-Plattform begünstigt emotionale Geschichten, wilde Gerüchte und diffarmierende Lügen. Sie werden zigtausendfach weiterverbreitet und das viel, viel häufiger als seriöse Nachrichten! Die Macher um Mark Zuckerberg haben das Problem bis heute nicht im Griff! Sie verdienen damit Geld – sie wollen das doch überhaupt nicht in den Griff bekommen!
Die Maschine, die sie gebaut haben gefährdet unsere Demokratie, den Rechtsfrieden und den Anstand! Und den Frieden!

Seien wenigstens wir, wieder einmal, Sand im Getriebe!

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