„Anschläge Paris“… die doppelte Moral in der Politik

Ein Leserbrief, veröffentlicht am 24.01. in den Reutlinger Nachrichten, der GEA wollte ihn nicht abdrucken.
Millionen Menschen bekundeten in den letzten Tagen in Paris und anderswo ihre ehrliche Betroffenheit, Bestürzung und Solidarität mit „Charlie Hebdo“, mit den Ermordeten und ihren Familien.

Am 15.1. 2015 gab es im Deutschen Bundestag eine Gedenkveranstaltung zu den furchtbaren Terroranschlägen in Paris. Eröffnet wurde sie von Bundestagspräsident Lammert. Alle Parteien verurteilten diese Terroranschläge und gedachten der Opfer.

Rückblick:
Im Februar 2010 fand im Deutschen Bundestag eine Abstimmung über eine Verlängerung des Afghanistan Einsatzes der Bundeswehr statt…Diese Abstimmung fand wenige Monate nach dem Kundus – Terroranschlag vom 4.9. 2009 des deutschen Oberst Klein gegen afghanische Zivilisten statt, die damals für Benzin angestanden waren.

Die Fraktion der Linken gedachte bei dieser Debatte der 140 Ermordeten, indem sie Fotos mit Namen der Toten hochhielten. Daraufhin wurden sie vom Bundestagspräsidenten Lammert des Saales verwiesen. Die anderen Fraktionen klatschten Beifall, nicht über die Gedenk-Aktion der Linken sondern über deren Rausschmiss. Und Oberst Klein wurde dann später zum General befördert.

Und genau das ist es, was mir in diesen Tagen „nach Paris“ so schwerfällt auszuhalten. Die doppelte Moral unserer Politiker und „ihrer“ sie immer darin unterstützenden Medien.

Auf der einen Seite wird in Paris der Terror beklagt, die Opfer werden medienwirksam betrauert, auf der anderen Seite wird von Seiten der „westlichen Wertegemeinschaft“ jahrelang eine Politik betrieben, die genau diesen Terrorismus mit verursacht und die Opfer werden entweder verschwiegen oder als „Kollateralschaden“ in Kauf genommen. Genau genommen wird von diesen Politikern weltweit täglich ein „Paris“ irgendwo auf der Welt geschaffen.

Während der Irak-Invasion der USA und ihrer Verbündeten sind zwischen 2003 und 2013 schätzungsweise zwischen einer und zwei Millionen Iraker ums Leben gekommen. Verantwortlich waren auch Staaten und Politiker, die als „Staats-und Regierungs-Charlies“ (Wilfried Schmickler in der WDR Satiresendung „Mitternachtsspitzen am 17.1. 2015) auf der Trauerfeier in Paris anwesend waren)

„In dem Maße, wie wir die Opfer in Paris beklagen, dürfen wir nicht verkennen, in welch erschreckendem Umfang wir zu Massenmorden rund um den Globus beitragen“.

„Seit dem die angelsächsischen Brandstifter jede Ecke der Welt anzünden, haben wir die Probleme in der Welt, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen“….
Sagte in verschiedenen Diskussionen nicht Oskar Lafontaine sondern der CDU Politiker Willy Wimmer, der 33 Jahre Mitglied im Deutschen Bundestag war.
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Vielleicht doch noch was:
Zur Zeit wird über einen Ersatz-Personalausweis diskutiert. Den sollen Personen bekommen, die unter Umständen zu Gewalt-Aktionen im Ausland die Grenze verlassen möchten. Meiner Meinung wäre es ein friedenspolitisches Signal, wenn diese Ausweise an die gesamte Bundeswehr verteilt werden. Als vorbeugende Maßnahme sozusagen. Siehe 04.09.2009 Kundus.
Thomas Müller

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