Mittwochspalte von Anton Brenner, Stadtrat der Tübinger Linken im Schwäbischen Tagblatt vom 4. Dezember
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Nacht der Nachhaltigkeit
Sollte man nicht sofort abschalten, wenn man diese Neusprech-Phrasen hört?
Ich bin ganz bei Ihnen – nehmen wir mit – ganzheitlich – ergebnisoffen – Win-Win-Situation – zukunftsfähig – Generationengerechtigkeit –
Politik ist über Tübingen hereingebrochen, als Dauerzustand.
Der nachhaltige Rohstoff Holz (Pellets) sorgt für nachhaltig hohe Feinstaubwerte. Das ist dann eine nachhaltige Win-Win-SituationMaut.
Von ganzheitlicher Quecksilber-NachhaltigkeitKampagne für Energiesparlampen, die jetzt alle wieder herausgeschraubt werden müssen.
Vorschriften für nachhaltiges Bauen (Styropor und Pelletheizung) verteuern das Bauen und damit das Wohnen.
Und damit es auch richtig nachhaltig teurer wird, braucht man einen Mietnebenkosten-Grundsteuersatz, der 40 Prozent -Spiegel. Der steigt jetzt, nach zwei Jahren, um 6,2 Prozent, also über 30 Prozent auf 10 Jahre gerechnet. Zum Vergleich: In Deutschland stiegen die Bestandsmieten seit 2004 um 5,1 Prozent, bei Neuvermietung um 11,1 Prozent, laut FAZ vom 1. Dezember.
Jeder öffentliche Quadratmeter wird nachhaltig kommerzialisiert, Parkraumbewirtschaftung bis an die Stadtränder. Die nachhaltig gesplittete Abwassergebühr (Regenwasser, das die Rohre bisher kostenlos durchspülte, wird zum Gebührengegenstand) erlaubt die Ausspähung jedes Hausgartens über ein NSA-Google–Earth gestütztes Blockwartsystem.
Und der Wahrheitsminister an der Rathausspitze nutzt das Überwachungsmodul Facebook als Pranger für Nachhaltigkeitssünder aller Art.
Noch nachhaltiger als die Nachhaltigkeit ist nur die Nachverdichtung. Innerstädtische hasenstallenge Bebauung ohne Büsche und Bäume schont Landschaft und Wälder.
Und damit es denen nicht zu wohl wird, müssen auch stadtnahe Windräder her, ob der Wind weht oder nicht. Die Stadtwerke bekommen ja neuerdings einen Blankoscheck für Millioneninvestitionen (oder Fehlinvestitionen wie in Brunsbüttel oder Offshore) mit der Schachtelfirma Ecowerk, am Aufsichtsrat der Stadtwerke vorbei.
Kritische Blicke eines Kämmerers stören da nur. Finanzen sind künftig nachhaltig und ganzheitlich beim Babo Palmer. Die SPD (Lucke) nimmt Reißaus und der CDU des Kämmerers wird gerade gezeigt, wie Schwarz-Grün geht, wenn es den Bionade-Biedermeiern zu wohl wird.