Der alte Kämpfer wird vielen fehlen

Peter Langos erlag an Montagabend überraschend mit 73 Jahren einem Herzinfarkt

Schwäbisches Tagblatt, 16.12.2015 Tübingen.
Er hatte immer eine Tasche dabei, in den letzten Jahren einen Rucksack – voll mit Zeitungen, Aufsätzen, Flyern und Flugblättern. Der Alt-68er und überzeugte Linke kam so auch oft in unsere Redaktion, zuletzt vergangene Woche – stets auf der Suche nach Neuigkeiten und Gesprächspartnern. Nun ist Peter Langos tot. Er erlag am Montagabend in den Crona-Kliniken einem Herzinfarkt.

Dorthin hatte ihn morgens sein Arzt überwiesen. Langos wusste, dass er unter Angina pectoris litt, spürte auch, dass seine Kräfte nachließen – doch er hängte es nicht an die große Glocke. Erst am Freitag hatte er es bei der Geburtstagsfeier seiner Frau Uschi Freunden erzählt. Seit 1980 waren die beiden ein Paar. Er war stets ein fürsorglicher Partner.

Jetzt ist sie seine einzige Hinterbliebene. Er hatte keine weiteren Angehörigen, dafür jedoch umso mehr politische Mitstreiter und Freunde. Seine Familie kam aus Halle an der Saale. 1949 zog sie in den Westen, schließlich landete Langos 1951 mit seiner Mutter in Bad Cannstatt. Als Schüler schloss er sich dem sozialistischen Jugendverband „Die Falken“ an. In Zeiten des Algerienkriegs lernte er algerische Flüchtlinge kennen. So entwickelte sich seine Liebe zur französischen Sprache. Peter Langos las täglich die Zeitung „Le Monde“. Mit knappem Budget reiste er viel, war im Südsudan, in Algerien, mehrfach in Portugal. Er konnte mit sehr wenig Geld auskommen.

Als er 1963 in Tübingen sein Jura-Studium begann, wurde er rasch zum Vorsitzenden des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds SDS gewählt. Dessen Beschlussbuch verwahrte er bis zuletzt wie einen Augapfel, sagt Michael Schwarz, seit 1967 ein guter Freund. Später schloss sich Langos den Trotzkisten der GIM an. Zuletzt war er bei der Linken. Er fand, man könne sich bei allen Gruppen engagieren, die links von der SPD stehen. Sein Jurastudium hatte an den Nagel gehängt. Er wechselte zu Politik, Osteuropäischer Geschichte und Spanisch, wurde wissenschaftlicher Angestellter bei den Politologen und nebenamtlich Politik-Dozent an der Evangelischen Fachhochschule. Seit 1986 war er Berater für Arbeitslose und Leiter des Arbeiterbildungsvereins Reutlingen – offiziell bis zur Verrentung 2007. Doch tatsächlich fuhr er weiter regelmäßig nach Reutlingen. Für seine Verdienste um die Arbeiterbildung erhielt Langos – wie berichtet – erst im September die Landesehrennadel. OB Boris Palmer heftete sie ihm im Blauen Turm an.

Sein Engagement war für den Geehrten keine Marotte, wie manche wegen seines Spitznamens Bo-Pe, „Bomben-Peter“, glaubten. Ein italienischer Genosse hatte ihn einst dem noch jungen, schlanken, agilen Mann verpasst, der überall auftauchte. Die politische und soziale Arbeit war für Peter Langos nach seiner entbehrungsreichen Jugend Lebensinhalt. „Da sterben die alten Kämpfer aus“, sagt traurig Anton Brenner, der sich noch an einen anderen, jüngeren Peter Langos erinnert – an den geselligen Rotweintrinker, Altstadtbewohner und Kartenspieler. Renate Angstmann-Koch

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