„Eine Kerze in der Kirche hilft gegen Hagel mehr als Silberjodid aus der Cessna“

Kreistag beschließt mehrheitlich 40 000.- Euro Zuschuss für Hagelflieger
GEA 29.07.2014: „Gegen die Stimmen der Grünen und der Linken beschlossen die Fraktionen eine Anschubfinanzierung für die restliche Hagelsaison bis Mitte September, ohne sich auf die kommenden Jahre festzulegen. «Just do it«, entgegnete Landrat Thomas Reumann den Skeptikern, die fehlende Beweise für das Funktionieren der Methode ins Feld geführt hatten.“
Die komplette Hagelsaison von Mai bis September kostet dem Verein zur Hagelabwehr 130 000.-€.
Viel Geld für Maßnahmen deren Wirkung nicht nachgewiesen und deshalb umstritten sind. Mit der Hälfte des Zuschusses hätte man zum Beispiel das Frauenhaus unterstützen können, das dringend Mittel für eine ambulante Rufbereitschaft braucht. Die gleichen Kreisräte, die dies bei den Haushaltsberatungen abgelehnt hatten, stimmten nun für den Zuschuss der umstrittenen Hagelabwehr.
Auszüge aus einer SWR-Sendung:
Die Geschichte der Wettermacherei ist auch eine Geschichte bitteren Streits und langwieriger Gerichtsverfahren. Das hat auch der Hagelflieger (Rainer Schopf) zu spüren bekommen. An einem Tag im Juni 2000 startet sein Compagnon, weil eine Gewitterfront sich ihrem Einsatzgebiet nähert. Und trotz reichlich verteiltem Silberjodid verhagelt es den Weinbauern im Rems-Murr-Kreis einen Teil ihrer Ernte. Die BILD-Zeitung verbreitet anschließend das Gerücht, der Hagelflieger sei vor allem über dem Werksgelände von Mercedes-Benz in Sindelfingen gekreist, um die teuren Neuwagen zu schützen. Er flöge in erster Linie für den Autokonzern, statt sich um die Weinberge und Obstanlagen zu kümmern, deren Besitzer seine Dienste ja mit bezahlten. Doch das stimme so nicht, meint Rainer Schopf:

„Wir haben entsprechend dann dieses Frontgewitter von weit westlich von Sindelfingen bereits mit Kondensationskernen versehen und über unser Gebiet hinweg behandelt. Es isch bloß dann über Stuttgart, durch diese Kessellage und entsprechend sehr hohe Feuchtigkeit und noch höhere Temperatur noch mal förmlich, wie wenn man Benzin in ein Feuer kippen würde, explodiert und hat sich also übermäßig entwickelt. Und es gab dann in der Stuttgarter Gegend und grad Ost-/Nordostlagen eben einiges an Hagel.“

Wie beim Regenmachen wird auch bei der Hagelfliegerei immer wieder über Sinn oder Unsinn gestritten. Mitte der 80er-Jahre schon führte die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich mit US-Wissenschaftlern zusammen einen Großversuch zur Hagelabwehr durch. „Das Resultat war eindeutig:“ berichtete die Neue Zürcher Zeitung, „Es funktionierte nicht.“ Und der Wetter-Moderator und Medienunternehmer Jörg Kachelmann polemisierte in einem seiner Bücher: „Eine Kerze in der Kirche hilft gegen Hagel mehr als Silberjodid aus der Cessna. Vielleicht wäre die Gewitterwolke mehr beeindruckt, wenn man das Geld direkt in sie hineinstreuen würde.“

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=1644446/property=download/nid=660374/wurubf/wi20060720_3823.rtf

Umweltbelastung durch Silberiodid

Mehrere Landwirtschafts- und Umweltverbände hatten darauf hingewiesen, daß diese Substanz möglicherweise toxisch ist und in hohem Maße die Umwelt und die Ernten schädigt. In der Anfrage vom 4. Dezember 2000 heißt es:

Die Nebelerzeugung mit Silberiodid zur Verhinderung von Hagelschlag (durch die Ausstreuung von kleinen Flugzeugen aus oder durch das Abschießen von Raketen in die Atmosphäre) hat nachgewiesenermaßen nicht nur schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt, sondern kann auch infolge der Kristallisierung des Kondenswassers in den Wolken zu einer Verringerung der Niederschläge führen (Angaben des Amtes für Naturschutz Seprona).
http://www.duckhome.de/tb/archives/6438-Die-umweltschaedigenden-Regenmacher.html

Wissenschaftlicher Nachweis

Es ist keine Wirksamkeit der Methode nachgewiesen. Theoretisch ist ein Effekt denkbar, in der Praxis bestehen jedoch große Probleme, bei der tatsächlichen Einbringung von Silberjodid in geeignete Wolkenschichten zum richtigen Zeitpunkt, da die lokalen Wetterbedingungen stark schwanken. Wissenschaftliche Studien zur Erfolgsmessung existieren bislang nicht, aus Betriebsuntersuchungen ließen sich keine klaren Ergebnisse ableiten.So wurde von der österreichischen österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik zwischen 1981 und 2000 eine langfristige Studie durchgeführt. Die Auswertungen zeigen zwar teilweise eine Hagelschadensminderung um bis zu 40 %, jedoch standen keine Daten von unbeeinflussten Regionen als Vergleichswert zur Verfügung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hagelflieger#Wissenschaftlicher_Nachweis

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