Elisabeth Abendroth berichtet über ihren Vater

Wolfgang Abendroth, am 2. Mai 1906 in Elberfeld geboren, studierte Recht und Volkswirtschaftslehre, arbeitete dann als Gerichtsreferendar, bis das Nazi-Regime den Sozialisten und Marxisten in die Illegalität zwangen. Als Kritiker des Kurses der stalinisierten KPD, die den verhängnisvollen Kurs der »Sozialfaschismustheorie« verfolgten und in der SPD den Hauptfeind sehen wollten, schloss sich Abendroth der Kommunistische Partei-Opposition an, engagierte sich bei der oppositionellen Gruppe »Neu Beginnen«, verfolgte seine Jurisprudenz weiter, promovierte in der Schweiz, wurde von den Nazis verhaftet, saß wegen »Hochverrats« im Zuchthaus und wurde schließlich von den Faschisten in ein Strafbataillon gezwungen, das in Griechenland eingesetzt wurde, wo Abendroth mit dem antifaschistischen Widerstand kooperierte und desertierte. Er kam in britische Kriegsgefangenschaft, trat in die SPD ein, suchte zurück in Deutschland wieder Anschluss an die Juristerei.

Verschiedene kurze Stationen an Universitäten in der damals Sowjetischen Besatzungszone folgten, Abendroth ging später in den Westen, wurde schließlich Hochschullehrer in Marburg, und blieb an der Universität bis zu seiner Emeritierung 1972. Zehn Jahre zuvor gehörte er zu den Mitgründern des Sozialistischen Bundes, der sich für die Vernetzung der neuen Linken in der BRD einsetzte. Abendroth war in der Friedensbewegung aktiv, engagierte sich gegen Berufsverbote und KPD-Verbot und gründete den Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit. Jürgen Habermas nannte ihn einmal »Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer«. Demokratisierung der Hochschule, Demokratisierung der Bundesrepublik, Demokratisierung im Kapitalismus, das wurden zentrale Themen für Abendroth, der sich auch mit der Geschichte der Arbeiterbewegung befasste.

Wichtige Bücher von Abendroth sind »Die deutschen Gewerkschaften« von 1954, »Aufstieg und Krise der deutschen Sozialdemokratie« von 1964, die »Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung« von 1965« und »Das Grundgesetz. Eine Einführung in seine politischen Probleme von 1966«. Von der Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt sind seit einiger Zeit digitalisierte Tonaufnahmen von Wolfgang Abendroth im Internet veröffentlicht. Zudem existiert eine Wolfgang-Abendroth-Stiftungsgesellschaft, im Umfeld der WASG entstanden, die »die Zusammenarbeit von Menschen für eine Alternative zur herrschenden neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik fördern« will.

https://oxiblog.de/wolfgang-abendroth-demokratie-grundgesetz-sozialismus-kapitalismus-freiheit-gleichheit/

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