GEA-Kommentar schlägt den falschen Ton an

Unter der Überschrift „Athen schlägt den falschen Ton an“ ist im GEA-Kommentar am 12.03. von Herrn Cvrlje zu lesen, dass die jüngsten Reparationsforderungen Griechenlands eine weitere Entgleisung darstellen, „ganz so, als ob man es mit einem Schurken-Staat zu tun hätte.“ Dabei hat man es sehr wohl mit einem Schurken-Staat zu tun, nämlich mit dem Nazi-Deutschland, dass Griechenland zwang für die grausame Besetzung auch noch 476 Millionen Reichsmark zu zahlen.
Während der deutschen Besatzung wurden 460 griechische Ortschaften völlig zerstört und etwa 60 000 Zivilpersonen, Frauen, Männer und Kinder umgebracht. 65 000 griechische Jüdinnen und Juden wurden deportiert und ermordet. Und da die Deutschen die ohnehin schwach entwickelte Infrastruktur, wie etwa die strategische Bahnlinie Saloniki – Athen, ausschließlich für ihre Nachschublieferungen nach Kreta und Nordafrika nutzten, kamen auch die innergriechischen Lebensmitteltransporte zum Erliegen. Mindestens 100.000 Griechen verhungerten damals. 400.000 waren obdachlos. Epidemien grassierten, jeder Dritte litt 1945 an Malaria, Typhus, Tuberkulose.
Die deutsche Besatzungspolitik in Griechenland war so brutal wie in keinem anderen nichtslawischen Land.
Ebenso wie die Bundesregierung behauptet der GEA-Kommentator wahrheitswidrig, dass sich durch die Zahlung von 115 Mio. DM (Vertrag vom 18.3.1960) die Reparationen erledigt hätten. Dabei betraf dieses Abkommen jene Menschen, die „wegen ihrer Rasse, ihres Glaubens oder ihrer Weltanschauung“ verfolgt worden waren, also vor allem die ermordeten Juden von Thessaloniki und anderer Gebiete der Ägäis. Weder war in diesem Abkommen von Reparationen für Kriegsschäden noch für die „Sühneopfer“ an der Zivilbevölkerung die Rede.
Während Deutschland nach zwei Weltkriege hoch verschuldet war und es trotzdem durch das Londoner Schuldenabkommen 1953 großzügig entlastet wurde, fährt die Bundesregierung gegenüber Griechenland einen gnadenlosen Kurs. Kein Erlass oder Teilerlass der Schulden, keine Reparationszahlungen, stattdessen die Forderung weiter zu sparen auf Kosten der ohnehin gebeutelten verarmten griechischen Bevölkerung.

 (Leserbrief von Rüdiger Weckmann)

Deutschland drückt sich um Rückzahlung der Kriegsschulden. ARD-Magazin Kontraste: >>>

 

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