Gedenkfeier für die Opfer des Faschismus

Karl Heinz Bischof spricht für die Partei DIE LINKE auf der VVN-Gedenkfeier am 26. 11. 2017 Friedhof unter den Linden

Menschen, so viele Menschen in diesem Land haben an eigenem Leib Flucht, Unterdrückung, Misshandlungen und Vertreibung am eigenen Leib erfahren. Und wieder gibt es Menschen, so viele Menschen, die erbärmliche Lebensverhältnisse hinter sich lassen wollen und ihre von erbarmungslosen Kriegen verwüstete Heimat verlassen müssen und die zu uns kommen.
In ein Land, das auch geprägt ist durch die Erinnerungskultur der VVN, wir erinnern jedes Jahr an dieser Stelle daran, das bereit ist zu lernen, auf dem Hintergrund seiner eigenen, verbrecherischen Vergangenheit.

Nicht alle, nicht alle tragen dieses Bewusstsein in sich: Viele derjenigen unserer Landsleute die selber Unterdrückung und Verfolgung, die Schrecken des II. Weltkriegs noch erlebt haben, gehören jetzt zu den schlimmsten Hetzern und Missetätern, wenn es um die Aufnahme Schutzbedürftiger geht. Vor zwei Jahren habe ich hier an dieser Stelle über die NSU- Morde gesprochen. Inzwischen ist die AfD zur stärksten Partei in Sachsen geworden und die Wohnviertel der Rußlanddeutschen in Pforzheim sind eine Zone in die niemand mehr freiwillig hineingeht. Rechte Schlägerbanden werden vom Verfassungsschutz aufgebaut. Das ist der eigentliche Skandal.
Es sind doch Menschen, es stehen doch Menschen vor unserer Tür!
Halten wir denjenigen, die jetzt ihre hässliche Fratze zeigen, diesen schlimmen Hetzern die Tugenden des Anstands, der Menschlichkeit, der Mitmenschlichkeit entgegen.

Es ist gut und es ist richtig, dass die VVN zu ihrem 70. Jahrestag erinnert und uns alle wachruft, innezuhalten, wach zu sein und niemals wieder Unrecht zuzulassen!

Die Bundeskanzlerin hat mit ihrem Appell „Wir schaffen das!“ ein mutiges Versprechen in die Welt gesetzt und für eine gewaltige gesellschaftliche Auseinandersetzung in diesem Land gesorgt. Allen Angsthasen und Bedenkenträgern, kann ich zurufen: Schaut euch um – wir haben es doch längst geschafft!

Aber – Zuwanderung ist nicht nur Bereicherung, Zuwanderung ist nicht nur Vielfalt der Menschen in unserem Land! Unter ihnen, den Zugewanderten gibt es auch Menschen, die unsere Strukturen, unsere Demokratie, unsere Sitten und Gebräuche ablehnen und auch unsere Lebensweise ablehnen und sich in NO –GO –AREAS verschanzen.
Das geht nicht – das darf nicht sein! Und wenn Boris Palmer und andere vor diesen Missständen warnend die Stimme erhebt, sind sie beileibe keine Rassisten, ganz im Gegenteil – es ist ihnen zuzustimmen.

Gehen wir aufeinander zu, reden wir miteinander. Seien wir keine Duckmäuser, schauen wir nicht weg, wenn sich Menschen daneben benehmen! Und zeigen wir alle Zivilcourage, wenn Unrecht geschieht!
Denn die Art und Weise, wie man mit Flüchtlingen umgeht , ist immer auch ein Ausdruck des Geisteszustandes und der Kultur eines Landes“ (Oskar Negt, Überlebensglück, S.206).

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