Karl-Heinz Bischof: Rede zum Gedenktag am 25. November 2012 in Reutlingen

Liebe Freunde, liebe Mitstreiter, meine Damen und Herren!
Es ist eine lange und gute, eine wichtige und eben auch eine richtige Tradition diesen Tag, diesen Gedenktag zusammen zu feiern und dem Aufruf der VVN, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Folge zu leisten.
Wir kommen zusammen, über manche Gräben hinweg und manches Trennende hinweg, bei einer Feierstunde der VVN, um innezuhalten im Gedenken an die Verfolgten, an die Misshandelten, an die Toten der Vergangenheit.
Dieser Gedenkstein an dem wir uns heute versammeln ist Mahnung und Erinnerung zugleich. Mahnung vor allem angesichts derer, die schon wieder und immer noch furchtbarem Leid und dem Terror der Gegenwart ausgesetzt sind.
Die Morde der verbrecherischen NSU sind ungesühnt und die Aufklärung ist ein Trauerspiel für eine Republik, für diese Repubik. Eine Schande. Es erfüllt mich mit Zorn, mit Wut und mit Fassungslosigkeit, dass eine Terrortruppe, eine Mörderbande durch unsere Republik ziehen kann, ungehindert, in einem demokratischen Staat, so sagt man, und die staatlichen Organe, die Behörden, die Ämter, die politisch Verantwortlichen diesem Treiben zuschauen, diese NSU, diese Nazibande gar decken. Am Ende gar die Hand schützend darüber halten?

Der Brandanschlag von Mölln jährt sich dieser Tage zum 20. Mal! Und ich frage – was muß denn noch alles passieren? Kann das sein, dass bis in die Staatskanzleien der Länder hinein, sächsische Ministerpräsidenten, nordrheinwestfälische Innenminister und viele andere in verantwortlicher Position, so blind sind? Auf dem rechten Auge blind sind? Wir müssen das fassungslos feststellen!

V-Leute können mit Unterstützung des V erfassungschutzes rechtsradikale Zellen aufbauen – mit öffentlichen Geldern! Und alle haben nichts gewußt! Es ist diese Gesinnung, die Gesinnung derer, die geistig immer noch im Faschismus wurzeln.

„ Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch!“ Bertold Brecht hat schon früh, ganz früh den Finger mahnend erhoben und uns alle darauf gewiesen, in weiser Voraussicht darauf hingewiesen, dass in diesem Land die „Blinden“ überhand nehmen, die, die auf dem rechten Auge blind sind, weil sie ihrer mörderischen Gesinnung folgen.

Terror ist blind, will töten und will ein Klima der Angst schaffen und ohnmächtiges Schweigen verbreiten.

Wir können , wir sollen und wir wollen nicht schweigen. Und Gedenktage wie dieser heute sind für uns Anlass das Schweigen zu brechen, unseren Mut und unsere Kraft zusammen zu nehmen und nicht zu schweigen angesichts der vielen Leiden auf dieser Welt, der Kriege und gewalttätigen Konflikte aber auch angesichts derer, die an den Verhältnissen leiden, den prekären Verhältnissen, der Ausgrenzung und Mißachtung, dem täglichen Rassismus und der fehlenden Gleichheit und Gerechtigkeit in diesem unserem Land.

Wehrt Euch – leistet Widerstand! Ein fast vergessener, aber immer noch und immer wieder aktueller Protestruf! Denn das Grundvertrauen in diesen Staat ist erschüttert!

Dieser Gedenktag will uns Mahnung und Erinnerung sein. „Empört Euch!“ hat uns der 93 jährige Stephan Hessel zugerufen. Empört Euch gegen das Unrecht, den dummen Rassismus, Diskriminierung und Armut und laßt uns wie er unsere Werte der Gleichheit, der Gerechtigkeit und der Freiheit verteidigen.
Ich danke für die Einladung.

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