„Linkes Forum Pliezhausen“ diskutierte über 1. Weltkrieg

Zum zweiten Mal traf sich das „Linke Forum Pliezhausen“. In der vergangenen Woche ging es diesmal um das Thema 100 Jahre Beginn des 1. Weltkrieges. Erhard Korn, Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Gesellschaft Baden-Württemberg referierte kenntnisreich über die Ursachen des ersten Weltkrieges, der erstmals als industrieller Krieg geführt wurde.
Ohne die Mobilisierung der Arbeiterschaft wäre er nicht möglich gewesen. Die internationale Arbeiterbewegung hatte damals mehrfach geschworen, sich Kriegen zwischen den Völkern zu verweigern.
Mit einer Kriegslüge drängte der Reichkanzler Bethmann Hollweg 1914 die zögernde Sozialdemokratie, die noch kurz zuvor deutschlandweit Friedensdemonstrationen organisiert hatte, dazu, eine Verteidigungssituation anzunehmen: „Russland hat die Brandfackel an das Haus gelegt. Wir stehen in einem erzwungenen Kriege mit Russland und Frankreich“. Trotz dieser offensichtliche Lügen, schwadronieren Historiker heute noch über Schlafwandler, die in einer komplexen Konfliktlage angeblich nicht wussten, was sie taten, als sie den Weltkrieg entfesselten. Gegen den Willen von 14 ihrer Mitglieder bewilligte die aus 110 Abgeordneten bestehende SPD-Reichstagsfraktion daraufhin die ersten Kriegskredite. Russland unter der Herrschaft des Zaren war für die Sozialdemokratie schon lange vor 1914 der Inbegriff für Unterdrückung und Reaktion. Im Winter 1914 unterwarf sich Karl Liebknecht im Reichstag nicht mehr dem Fraktionszwang der SPD. Er stimmte gegen weitere Kriegskredite und wurde Folge aus der SPD ausgeschlossen. Er und andere Kriegsgegner, darunter auch Rosa Luxemburg und Clara Zetkin, gründeten die USPD, den Spartakusbund und später die KPD.
Für Erhard Korn dauerte der Krieg 31 Jahre, denn letztlich war der 2. Weltkrieg die Fortsetzung des Versuchs Deutschlands in Europa die politische und ökonomische Vormachtstellung zu erreichen. Dafür standen die beiden militärischen Führer Ludendorff und Hindenburg, die mit ihrer Unterstützung der Hitler-Faschisten die größte Menschheitskatastrophe  möglich machten.
Ein Skandal sei es, dass es in vielen Städten heute noch Straßen gibt, so auch in Reutlingen, die nach Hindenburg benannt sind.
In der lebhaften Diskussion ging es vor allem um die Frage, wie immer noch mit Lügen Kriege vorbereitet werden (Irak-Krieg), wie es Deutschland schafft eine Vormachtstellung in Europa auch ohne militärische Mittel zu erreichen und welche Bedeutung die Aussage von Bundespräsident Gauck hat, Deutschland müsse auch militärisch mehr Verantwortung in der Welt übernehmen.

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