„Stolpersteine“ in Reutlingen – Projekt der Frauengeschichtswerkstatt

In ganz Deutschland und in den Nachbarstaaten erinnern die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig an Opfer des Nationalsozialismus.
Bisher hat es noch keine Initiative gegeben, den Künstler nach Reutlingen zu holen. Das soll sich nun dank der Frauengeschichtswerkstatt ändern.
Seit einiger Zeit berichtet auch der SWR über Menschen, an die Stolpersteine erinnern.
Zum Beispiel an Särle Levi, Arztgattin aus Münsingen, die ihrem Sohn nicht nach Amerika folgte, weil sie glaubte, ihr Alter schütze sie vor Verfolgung. Sie starb 70-jährig in Theresienstadt >>>.

Andreas Bückle

Andreas Bückle

Andreas Bückle war ein Lehrer aus Münsingen-Trailfingen, der aus dem 1.Weltkrieg nach französischer Kriegsgefangenschaft schwer traumatisiert zurück kam. Danach erlitt er eine Odyssee durch verschiedene württembergische Heilanstalten. Zuletzt wurde er von der Heilanstalt Zwiefalten nach Grafeneck gebracht und dort am 5. August 1940 als „lebensunwertes Leben“ vergast. >>>.

Eine Ausstellung der Frauengeschichtswerkstatt in der Stadtbibliothek informiert über das Projekt und macht Vorschläge für Menschen aus Reutlingen, für die Stolpersteine gesetzt werden sollten.

Bericht im GEA vom 05.02.2014
Denkmäler für Opfer des Nationalsozialismus – »Für Angehörige ein Ort der Trauer«
Viele Opfer des Nationalsozialismus haben kein Grab, über ihr Schicksal ist oft wenig bekannt. Der Künstler Gunter Demnig hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen, um der Opfer zu gedenken – und zwar dort, wo sie zuletzt freiwillig gelebt haben. Die Reutlinger Frauengeschichtswerkstatt will mit einer Ausstellung in der Stadtbibliothek über das teils sehr umstrittene Projekt informieren.


Stolpersteine sind zehn mal zehn Zentimeter große Gedenktafeln aus Messing, die auf einem zehn Zentimeter hohen Betonstein angebracht sind. »Auf den Tafeln sind relativ viele Informationen zu den Lebensdaten der Opfer«, sagt Christl Ziegler von der Frauengeschichtswerkstatt. Das besondere an diesem Projekt sei, dass die Denkmäler genau dort errichtet werden, wo das Opfer zuletzt zuhause war. »Die Nachbarschaft ist hier besonders wichtig.« Ziegler sieht es als einen großen Vorteil, dass genau festgestellt werden kann, wo Opfer gelebt haben. Sie hofft, dass so auch Jugendliche für die Geschichte sensibilisiert werden können – in dem sie »direkt vor der Haustür« über die Tafeln stolpern.
Kritische Stimmen sind jedoch dagegen, dass auf den Namen der Ermordeten »herumgetreten« wird, Befürworter der Aktion empfinden die Stolpersteine als einen Ort, »wo sich jeder verbeugen muss«. Eines steht aber fest: Vor jeder einzelnen Installation wird die Erlaubnis der Angehörigen eingeholt. »Oft reisen sie dann aus aller Welt an, um den Stolperstein zu sehen«, so Ziegler. »Für die Angehörigen ist das ein Ort der Trauer.«
Bis zum 15. März informiert die Ausstellung nicht nur über das Projekt als solches, sondern ist kombiniert mit Literatur zum Thema Opfer des Nationalsozialismus. Darunter finden sich einige Reutlinger Schicksale – wie beispielsweise der Familie Spiro oder Maier. Christl Ziegler hofft, dass dadurch auch Folgeprojekte angestoßen werden. (judy)
Quelle: GEA 05.02.2014
Internetseite des Künstlers Gunter Demnig >>>.

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