Weniger Autos – mehr Einzelhandelsumsatz

Im Reutlinger GEA 20.08.2024 – Die Linke/Die Partei

 

Will die FDP mit ihrem Sommerloch-Vorstoß (mehr Autos in die Innenstadt) den Einzelhandel kaputt machen? Wir wollen ihr das nicht unterstellen. Doch keine einzige Studie belegt, dass dies dem Einzelhandel nützen würde. Um Missverständnisse auszuräumen: Der von uns initiierte interfraktionelle Antrag »Autofreie Altstadt« schließt begründete Ausnahmen nicht aus. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sollen nach wie vor in die Altstadt einfahren dürfen.

Auch Anlieferungen und Umzüge durch Fahrzeuge bleiben erlaubt. Es gibt zahlreiche Beispiele autoarmer und autofreier Innenstädte. Überall dort profitierte der Einzelhandel. Auch wenn das einige Einzelhändler anders sehen. Diese hören häufig Beschwerden von Leuten, die ihren Pkw nicht direkt vor der Ladentür abstellen können. Solche Beschwerden kommen von den anderen Kunden natürlich nicht. Das verzerrt die Wahrnehmung. Eine Berliner Studie ergab, dass 91 Prozent des Umsatzes von denjenigen kamen, welche mit Rad, zu Fuß oder den öffentlichen Verkehrsmitteln kamen. Weitere Studien anderer Innenstädte aus Gera, Erfurt oder Leipzig bestätigen diese Ergebnisse.

Weitere Beispiele: Der Einzelhandel in Gent profitierte vom autofreien Zentrum. Die Leerstandsquote sank, die Zahl der Gelegenheitskäufe stieg. In den autoarmen »Superblocks« in Barcelona ist das befürchtete Geschäftssterben ausgeblieben. Die Anzahl der lokalen Läden stieg sogar um 30 Prozent. Auch in Groningen gab es wie in Barcelona einen großen Aufschrei der Händler. Sie fürchteten um ihre Existenz. Doch die Sorgen blieben unbegründet. Groningen ist eine wohlhabende Stadt, in der der Einzelhandel regelrecht boomt. In Pontevedra (Spanien) protestierten die Einzelhändler gegen die geplante autofreie Altstadt. Inzwischen sind sie begeisterte Anhänger. Die Liste solcher Beispiele ist lang und lässt sich bei einer Internetrecherche problemlos finden. Es gibt (fast) nur Gewinner: Weniger Lärm und Hitze, saubere Luft, weniger Unfälle und mehr Begegnung durch bessere Aufenthaltsqualität.

Es ist kein Zufall, dass diese Städte im Beliebtheitsranking vorne stehen (zum Beispiel Wien und Kopenhagen). Wenn Reutlingen geliebt werden soll, dann sollte der Aufenthalt ungestört von fahrenden und stehenden Autos möglich sein, dort wo Begegnungen, Flanieren, Einkaufen und Genießen in Straßencafés stattfindet.

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