FFF-Rede zum Klimawandel: „Frauen und sozial Geschwächte leiden am stärksten“

Am 8. März hielt Nele Weeber als Vertreterin der Reutlinger Gruppe Fridays For Future auf dem Reutlinger Marktplatz eine bemerkenswerte Rede, die wir hier mit ihrer freundlichen Genehmigung veröffentlichen.

Hallo, ich bin Nele von Fridays For Future Reutlingen

Wir sind, wie die meisten von euch wissen, eine Klimaschutz-Bewegung. Aber was hat Klimakrise mit Feminismus zu tun? Klima und Frauen… ja, diese zwei Aspekte haben einen (krassen) Zusammenhang, auch wenn er vielleicht nicht direkt offensichtlich ist.
Fakt ist, dass Frauen und Mädchen härter von der Klimakrise getroffen werden, härter als Männer. Besonders im Globalen Süden ist das der Fall. Frauen sterben bei einer Katastrophe mit 14mal höherer Wahrscheinlichkeit als Männer, einfach deswegen, weil sie unter anderem später gewarnt werden und vor allem seltener schwimmen können. Bei dem furchtbaren Tsunami 2004 in Indonesien waren nämlich 70 Prozent der Todesopfer weiblich. Und auch die verheerenden Dürren, die durch die Klimakrise ausgelöst werden, benachteiligen Frauen. Bei extremer Trockenheit ist fast kein Ackerbau möglich und das eh schon niedrige Einkommen von Bauernfamilien geht zurück. Wassermangel und Waldsterben machen große Probleme, da die Frauen viel längere Strecken laufen müssen, um an Brennholz oder Trinkwasser zu gelangen. Die Anstrengung, Erschöpfung und generelle Risiken der Wege haben sich dann noch nicht einmal gelohnt, weil das wenige Wasser, das es gibt, von schlechter Qualität ist und Krankheiten verursachen kann. Grundsätzlich haben die Frauen und Mädchen also viel viel weniger Zeit für Bildung, politisches Engagement oder eben Erwerbsarbeit.

Und es ist eben so: Schon heute sorgt die Klimakrise für ganz extreme Dürren und für Armut. Schon heute sorgt die Klimakrise damit auch dafür, dass Schülern die Bildung verweigert wird. Und es sind vor allem Frauen, die heute wieder aus Schulen genommen werden, weil es sich Menschen einfach nicht mehr leisten können, es sind vor allem Frauen, die durch die Klimakrise ihrer Bildung beraubt werden, es sind vor allem Frauen, die so ihre Zukunftsperspektive verlieren.
Und das führt natürlich zu noch geringerem Einkommen und weniger Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Und sowieso geht es ihnen nach einer Umweltkatastrophe beschissen, weil sie schlechteren Zugang zu Lebensmitteln und Produktionsmitteln haben. Man versteht also, warum sich viele entschließen, fortzugehen, doch… Von den 21 mio Klimaflüchtlingen sind einfach 80 Prozent Frauen. 80 Prozent! Manche Frauen flüchten, obwohl es bei ihnen im Land verboten ist. In manchen Ländern gilt das Gesetz, dass Ehefrauen nicht allein über ihren Standort bestimmen dürfen- und trotzdem machen es viele. Das zeigt auch, wie schlimm die Klimakrise wirklich ist. Zudem sind Frauen auf der Flucht oft Opfer von körperlicher und sexualisierter Gewalt, Zwangsprostitution und Ausbeutung. Migration wegen Klimawandel allein ist ja schon schlimm genug, aber Klimakatastrophen verstärken eben auch Kinderheirat, Menschenhandel und jede Art von Gewalt.

Doch auch Frauen in reicheren Ländern, Länder wie Deutschland, haben mehr Probleme als Männer. Frauen sind in Sachen Klimaschutz eingeschränkter, durch geringeren Lohn haben viele nicht das Geld für dauerhaften ÖPNV oder Bio-Gemüse aus der Region. Dagegen kann man natürlich etwas tun. Wir von Fridays For Future fordern zum Beispiel kostenlosen ÖPNV für alle. Aber damit ist es halt nicht getan. Wenn wir den Klimawandel eindämmen wollen, dürfen Frauen nicht länger bei politischen und unternehmerischen Entscheidungen unterrepräsentiert sein, weder kommunal noch global! (Wir) Frauen KÖNNEN nämlich was, sie bzw wir stehen in vielen Ländern sogar an der Spitze der Klimabewegung, wie bei Fridays For Future Greta Thunberg oder bei uns Luisa Neubauer. Außerdem gelten die Gleichberechtigung der Geschlechter und das Empowerment von Frauen als wichtige Prinzipien des Pariser Klimaabkommen. Mit Klimawandel wird häufig nur die Zerstörung der Natur definiert. Aber für richtigen Klimaschutz und Klimagerechtigkeit können wir nur sorgen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen und Geschlechter berücksichtigt werden. Es wäre gut, wenn sie z.b. bei internationalen Klimaverhandlungen dabei wären. Sie könnten sowohl von ihren Erfahrungen als auch ihren Bedürfnissen berichten.
Denn es ist allgemein so: Unter allen Krisen, Kriegen und Katastrophen leiden am Ende Frauen und sozial Geschwächte am stärksten. Wenn wir Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Frauen auch in der Zukunft wollen, müssen wir die Klimakrise jetzt aufhalten!

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