Immer noch 3,9 Millionen Arbeitslose – Zeit zu handeln statt zu tricksen

Der Reutlinger GEA suggeriert mit der Überschrift: „Leichte Erholung auf dem Arbeitsmarkt“ eine positive Entwicklung.
Im Text ist jedoch zu lesen, dass die Zahl der vom Jobcenter Betreuten um knapp 4 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen sind. Das sind die Langzeitarbeitslosen, für die der heute beschlossene Mindestlohn von 8,50 € nicht gilt.

Schlechte Meldungen kann die Bundesregierung nicht gebrauchen. Deshalb bleibt sie dabei, die Arbeitslosenzahlen schön zu rechnen. Arbeitslose, die krank sind, einen Ein-Euro-Job haben oder an Weiterbildungen teilnehmen, werden bereits seit längerem nicht als arbeitslos gezählt. Viele der Arbeitslosen, die älter als 58 sind, erscheinen nicht in der offiziellen Statistik. Im Mai 2009 kam eine weitere Ausnahme hinzu: Wenn private Arbeitsvermittler tätig werden, zählt der von ihnen betreute Arbeitslose nicht mehr als arbeitslos, obwohl er keine Arbeit hat.
Wer die tatsächliche Arbeitslosigkeit erfassen will, muss ehrlich rechnen. Dazu sagte der damalige Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) am 4. Juni 2009 in der Fernsehsendung Panorama: „Alles, was an Effekten durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen entsteht, wird jedes Mal zusammen mit der Arbeitsmarktstatistik veröffentlicht. … Ich glaube, dass man sich auf die Seriosität dieses Prozesses verlassen kann. Wer anders rechnen wolle, könne ja „seine Zahl veröffentlichen – und dazu ein Flugblatt drucken.“ Das tun wir gern. Hier ist die tatsächliche Zahl, die allein auf amtlichen Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit beruht. Im März 2014 sind immer noch 3,9 Millionen Menschen arbeitslos. Zeit zu handeln statt zu tricksen.
Darüber hinaus tauchen 603.000 nicht erwerbstätige Personen – die sogenannte stille Reserve – in keiner Arbeitslosenstatistik auf, weil sie sich entmutigt vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben und sich nicht (mehr) als arbeitslos registrieren lassen.

Tatsächliche Arbeitslosigkeit im März 2014: 3.886.777
Offizielle Arbeitslosigkeit: 3.054.722
Nicht gezählte Arbeitslose: 832.055

Älter als 58, beziehen Arbeitslosengeld I und/oder ALG II: 192.410
Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten): 85.713
Förderung von Arbeitsverhältnissen: 28.282
Fremdförderung: 94.716
Beschäftigungsphase Bürgerarbeit: 25.183
berufliche Weiterbildung: 160.634
Aktivierung und berufliche Eingliederung (z. B. Vermittlung durch Dritte): 162.118
Beschäftigungszuschuss (für schwer vermittelbare Arbeitslose): 4.284
Kranke Arbeitslose (§126 SGB III): 98.715

Quelle: Bundesagentur für Arbeit: Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland.

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