Neubau Landratsamt: LINKE spart dem Kreis 40 Millionen Euro!

Bekanntlich finden sich die einzelnen Ämter des Landkreises Reutlingen außer im altehrwürdigen Hauptgebäude in der Bismarckstraße 47 seit langen Jahren verstreut auf über zwanzig verschiedene Gebäude der Innenstadt. Für eine Erweiterung samt Neubau der Landkreisbehörden hatte die Stadt Reutlingen deshalb schon vor 30 Jahren das damalige Heinzelmann-Areal/heutige „Planie 22“ erworben – zuletzt aber an private Investoren verhökert, ohne dass dem Landkreis hierfür wenigstens ein anderweitiges sinnvoll gelegenes Ersatzgelände angeboten worden wäre.

Seit Längerem steht der Kreistag deshalb in Beratung, wie der Bezug eines neuen Landratsamtes samt darin wieder gebündelter Verwaltung realisiert werden könnten.
Sowohl die von Bürgermeistern dominierten großen Fraktionen als auch der ihnen hörige Landrat setzten dabei ausschließlich auf eine Miet-, allenfalls eine Mietkauf-Option, da für den Kauf eines eigenen Grundstücks samt Bau eines eigenen Gebäudes angeblich keineswegs Kreis-Gelder zur Verfügung stünden.
Diese Haltung aller anderen politischen Kräfte des Kreistags ist einzig durch uns Linken-Räte im Kreistag von Anfang an scharf angegriffen worden.
Vor allem beim „Zieleinlauf“ zur Entscheidung im vergangenen Jahr konnten wir in den Medien öffentlichkeitswirksam herausarbeiten, dass die Erlöse – die der Landkreis für den Verkauf seiner Altimmobilien erzielen dürfte – die Miete für den Bezug eines angemieteten Neubaus bestenfalls für grob zehn Jahre decken würde. Welcher Hauseigentümer würde sein Anwesen, welcher Bürgermeister schon sein Rathaus verkaufen, nur um sich anderswo einzumieten? Genau: durch das beabsichtigte Mietmodell hätte sich der Landkreis nahezu um sein gesamtes Immobilienvermögen gebracht (öffentliche Gelder, wohlgemerkt!) – das dann in Form von Miete in wenigen Jahren rückstandsfrei in den Taschen privater Baulöwen verschwunden wäre…

In den Ausschreibungswettbewerb konnte auf unerbittliches Insistieren unserer Linken-Fraktion dann doch noch die Möglichkeit eines eigenen Kaufs des neuen Landratsamts-Gebäudes eingebracht werden. Und siehe da – die Wettbewerbsergebnisse auf März dieses Jahres erbrachten: der Kauf des insgesamt rund € 160 Mio. teuren Neubaus erweist sich als gegenüber einer Anmietung unter dem Strich um jährlich € 1,3 Mio. günstiger, betrachtet über einen Zeitraum von 30 Jahren somit um insgesamt € 40 Mio. preiswerter als Miete!
Außerdem: der Neubau verfügt auch nach 30 Jahren noch über einen nicht unbeträchtlichen Restwert, vom weiterhin Eigentum des Kreises am Grundstück ganz zu schweigen.
Wir Linken-Kreisräte konnten uns nur die Augen reiben, wie plötzlich sowohl der Landrat als auch sämtliche Kreistags-Fraktionen sich jetzt auf einmal genau jener Kaufoption anschlossen, für die zuvor auf weiter Flur allein wir Linken eingetreten waren! Das nächste Wunder folgte auf dem Fuße: Jetzt plötzlich vermag der Landkreis auch seine eigene Finanzierung dieses Neubaus zu stemmen – für dieses Jahr ganz einfach ein Nachtrags-Haushalt, für künftig neben etwas geringerer Schuldentilgung eben etwas (zinsgünstige!) Kreditaufnahme… Notabene: noch im Dezember vergangenen Jahres meinte die KreistagsMehrheit, unseren linken HaushaltsAntrag auf eine Neubau-Kauf-Rücklage in Höhe € acht Mio. als überhaupt nicht notwendig schlicht durchfallen lassen zu dürfen!

Die durch den Bauträger projektierte Kubatur des künftigen Landratsamtes als zwei in einander verschlungene Triangeln mit Innenhöfen auf dem dreieckigen früheren Max-MoritzAreal am Stadteingang von Metzingen her findet unsere Unterstützung; allein die vorgesehene türkisblaue Backsteinverkleidung wirkt etwas verspielt orientalisch. Immerhin wird das künftige Landratsamt aber aus allen Richtungen ausgesprochen günstig erreichbar sein – nicht zuletzt per Bus sowie vom nahe gelegenen Hauptbahnhof her.

Von Petra Braun-Seitz und Thomas Ziegler, Sprecher Fraktion DIE LINKE im Kreistag des Landkreises Reutlingen

Ein Artikel aus unserer Zeitung „Standpunkte“

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